Was brauchen junge Menschen, um diese Übergang gut zu bewältigen, und was können wir alle daraus lernen? Welche Rolle spielt persönliche Assistenz und was können wir alle daraus lernen? Darüber sprechen wir mit WAG-Vorständin Jasna Puskaric und Bildungsforscherin Helga Fasching.
Übergänge gehören zum Leben, aber sie sind oft schwer zu bewältigen. Besonders der Schritt von der Schule in einer Ausbildung oder ins Berufsleben bringt viele Herausforderungen mit sich, und das gilt umso mehr für junge Menschen mit Behinderungen. Studien zeigen, dass der Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarrstufe II, also etwa von der Mittelschule in eine Lehre oder in eine weiterführende Schule, oft schwer schaffen ist. Woran liegt das? Welche Unterstützungsangebote gibt es, damit Übergänge wirklich inklusiv gemanagt werden können? In dieser Sendung widmen wir uns dem Thema Übergänger aus zwei Perspektiven. Wir werfen mit Bildungsforscherin Helga Fasching von der Universität Wien einen Blick auf die Übergängen aus wissenschaftlicher Sicht. Was brauchen junge Menschen, um diese Übergang gut zu bewältigen, und was können wir alle daraus lernen? Doch zuvor spreche ich mit Jasna Puskaric, eine von drei Vorstanden der WAG Assistenzgenossenschaft. Puskaric erklärt, wie persönliche Assistenz dabei helfen kann, Übergänge zu gestalten. Dazu zählt etwa Schulassistenz oder Assistenzen in der Berufsschule, dem Weg zum Vorstellungsgespräch oder beim Schreiben von Bewerbungen. Doch zunächst möchte ich von ihr wissen, was es für sie bedeutet, selbstbestimmt zu leben.
Foto: ©WAG Assistenzgenossenschaft/Martin Datzinger
Moderation Herzlich willkommen, sagt Sandra Knopp. Übergänge gehören zum Leben, aber sie sind oft schwer zu bewältigen. Besonders der Schritt von der Schule in einer Ausbildung oder ins Berufsleben bringt viele Herausforderungen mit sich, und das gilt umso mehr für junge Menschen mit Behinderungen. Studien zeigen, dass der Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarrstufe II, also etwa von der Mittelschule in eine Lehre oder in eine weiterführende Schule, oft schwer schaffen ist. Woran liegt das? Welche Unterstützungsangebote gibt es, damit Übergänge wirklich inklusiv gemanagt werden können? In dieser Sendung widmen wir uns dem Thema Übergängen aus zwei Perspektiven. Wir werfen mit Bildungsforscherin Helga Fasching von der Universität Wien einen Blick auf die Übergänger aus wissenschaftlicher Sicht. Was brauchen junge Menschen, um diese Übergängungen gut zu bewältigen, und was können wir alle daraus lernen? Doch zuvor spreche ich mit Jasna Puskaric, eine von drei Vorstanden der WAC-Assistenzgenossenschaft. Puskaritsch erklärt, wie persönliche Assistenz dabei helfen kann, Übergänge zu gestalten. Dazu zählt etwa Schulassistenz oder Assistenzen der Berufsschule, dem Weg zum Vorstellungsgespräch oder beim Schreiben von Bewerbungen. Doch zunächst möchte ich von ihr wissen, was es für sie bedeutet, selbstbestimmt zu leben.
Jasna Puskaric Selbstbestimmung bedeutet, dass ich wirklich die Person bin, die bestimmt was in meinem Leben passiert, wie ich was mache und vor allem wer mich da unterstützt, wo ich Unterstützung benötige. Also ich bin diejenige, die alle Fäden zieht, die Entscheidungen trifft und auch dort, wo Hilfe notwendig ist, bin ich diejenig, die entscheidet, wer mich unterstützt.
Moderation Und wie lange ist das denn schon so möglich? Ich habe gehört, Anfang der 2000er-Jahre gab es persönliche Assistenz in Österreich. Wie war das vorher und nachher? Was hat das bedeutet?
Jasna Puskaric: Also ich lebe ja im Osten Österreichs und da wurde die WAC-Assistenzgenossenschaft 2002 gegründet. Das war auch meine Möglichkeit, erstmalig persönliche Assistenz in Anspruch zu nehmen. Damals noch fürs Studium und für Ausbildungen. Ein Jahr später dann auch für meinen Bereich außerhalb von Beruf und Ausbildung. Also für den Alltag zu Hause, im Haushalt Unterstützung und diese Dinge. Bevor ich Assistenz in Anspruch nehmen konnte, war ich absolut davon abhängig, dass Familie, Freundinnen und Verwandte für mich da sind und all die Dinge für mich erledigen, die ich selbst eben nicht erledigt konnte. Seit ich persönlich Assistenze in Anspruch nehme, hat sich das natürlich verbessert. Allerdings muss ich dazu sagen, dass in meinem Bundesland die Assistenzziegelung es nicht ermöglicht. Dass ich zu 100 Prozent meinen Assistenzbedarf abdecke mit Assistenze. Das heißt, ich bin leider immer noch abhängig von meinem Partner, meiner Familie, meinen Freundinnen, dass sie teilweise die Unterstützung leisten, die ich benötige, damit ich im Alltag zurechtkomme.
Moderation Zu wie viel Prozent, würden Sie sagen, ist das abgedeckt durch persönliche Assistenz und wie viel Prozent werden dann abgedeckt durch Freunde, Familie und so weiter?
Jasna Puskaric Ja, man kann sagen, so in etwa zwei Drittel meines Assistenzbedarfs ist abgedeckt durch bezahlte Hilfe, durch persönliche Assistenz, durch Menschen, die ich mir selbst aussuche und der Rest ist dadurch abgedeckt, dass ich mehr oder weniger auf den Goodwill von meiner Umgebung angewiesen bin und ich mag das auch wirklich so drastisch sagen, weil es klar ist, wenn man als kleines Kind auf die Welt kommt, dass man abhängiges davon dass die Umgebung einen unterstützt beim Aufstehen, beim Essen, beim Fertigmachen und so weiter. Aber als erwachsene Person sollte das nicht mehr notwendig sein. Es ist ein Menschenrecht selbstbestimmt leben zu können und zu dürfen und leider gibt es in Österreich immer noch einige Bundesländer, die das nicht ermöglichen.
Moderation Es ist ja so, persönliche Assistenz ist ja bundesweit einheitlich geregelt, was jetzt persönlicheassistenz am Arbeitsplatz betrifft, aber nicht was den Privatbereich betriffte. Also wo gibt es da die größten Mankos aus Ihrer Sicht?
Jasna Puskaric Das größte Problem ist tatsächlich, dass es abhängig ist vom Bundesland, in dem ich lebe, wie viel Assistent sich in Anspruch nehmen kann, wieviel ich davon auch stundenmäßig gefördert bekomme, auch welchen Stundensatz ich gefördert bekomme und dann auch in welchem Beschäftigungsverhältnis ich meine Assistentinnen beschäftigen kann. Wir haben da wirklich neun unterschiedliche Regelungen und das ist einfach nicht in Es gab Bestrebungen, ein Pilotprojekt zur Harmonisierung der persönlichen Assistenz aufzuziehen. Seit Dezember 2023 wissen wir davon und es gab auch gleich einige Bundesländer in Österreich, die zugestimmt haben, an diesen Piloten teilzunehmen. Im Laufe der letzten Jahre sind dann auch noch ein, zwei Bundesländern dazugekommen, aber bei weitem nicht alle neun Bundeslänner. Und leider ist es auch so... Dass diese Regelung, sagen wir mal so, dass es da wahrscheinlich keine Zukunft gibt für diese Regelungen. Weil wir jetzt konfrontiert sind mit Finanznöten, das wissen wir, in ganz Österreich und weil eben nicht alle Bundesländer beigetreten sind. Das heißt, wir können da wieder nicht von einer Bundeseinheitlichkeit sprechen. Und das ist natürlich ein riesengroßer, nicht nur Wunsch, sondern auch meine Forderung, dass Österreich sich da tatsächlich etwas überlegt. Dass Österreich einen Weg findet. Wir sind ja kein riesengroßes Land. Unsere neuen Bundesländer sind überschaubar und auch die Menschen, die es betrifft, das ist machbar. Es geht tatsächlich um den politischen Willen, dass da endlich mal was weitergeht, im Sinne der Menschen mit Behinderungen und im Sinne jener Personen, die sie unterstützen, nämlich persönliche Assistentinnen.
Moderation Wenn wir jetzt noch mal zu Ihrer persönlichen Geschichte zurückgehen, wie Sie Studentin waren, wobei hat sie die Assistenz dabei unterstützt zum Beispiel? Also was waren da so die Bereiche?
Jasna PuskaricGanz typisch war die Wegbegleitung von zuhause zur Uni. Ich hatte damals noch kein barrierefrei umgebautes Auto, welches ich selbst nutzen hätte können. Ich hatte auch damals keine Bewilligung für Fahrtendienst. Das bedeutet, ich bin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. In der damaligen Zeit waren die auch noch nicht so barrieremfrei. Das heißt, trotz persönlicher Assistenz musste ich teilweise eine Stunde darauf warten, dass ein Niederflurbus kommt oder eine Niederflohstraßenbahn. Damit ich zur Uni kommen kann, dann auch die Begleitung zur Universität, meine Bücher herrichten, meine Unterlagen aus der Tasche holen, mich in der Mittagspause unterstützen, Jacke anziehen, Jacke ausziehen, solche Tätigkeiten.
Moderation Wenn ich jetzt heutzutage ein Kind habe oder einen Jugendlichen schon, ab wann kann man dann eigentlich persönliche Assistenz beantragen? Gibt es da so eine Altersgrenze?
Jasna Puskaric Ja, und die ist in jedem Bundesland unterschiedlich. Also da kommen wir wieder zurück zu diesem Thema. Die Bestrebung in dem Pilotprojekt war super, nämlich, dass man auch jünger, also unter 18 Jahre, persönliche Assistenz in Anspruch nehmen kann. Wie ich vorher gesagt habe, nicht jedes Bundesland ist beigetreten. Es gibt Bundesländer, die haben ähnliche Regelungen, eben ab 15. Es gibt aber auch Bundesländer, die sagen... Ab dem 18. Lebensjahr kann man persönliche Assistenz beantragen. Da geht es jetzt eben um den Bereich außerhalb von Schule und Bildung oder Arbeit. Die bundeseinheitliche Regelung zur persönlichen Assistenze am Arbeitsplatz legt es so fest, dass sie sagt, wenn du eine Lehre beginnst zum Beispiel, kannst du für die Berufsschule persönlicheassistenz am Arbeits Platz in Anspruch nehmen. Das heißt, das gilt eben auch für unter 18-jährige Personen. Und dann haben wir in Österreich noch Die persönliche Assistenz in Bildungseinrichtungen des Bundes, also für Schülerinnen, da kann man ab neun Jahren Assistenze in Anspruch nehmen für die Schule, also ab der fünften Schulstufe, wenn der Schulerhalter der Bund ist. Das bedeutet, da sind wieder Schülerinnen ausgenommen, die zum Beispiel in die Neumittelschule gehen oder in die Volksschule. Da sind sie abhängig davon, ob ihr Heimatbundesland irgendeine Regelung getroffen hat. Und da gibt es wieder unterschiedliche Regelungen. Leider. Also wir drehen uns ein bisschen im Kreis.
Moderation Weil es mich auch interessieren würde, gibt es dann auch weitere Voraussetzungen wie die Pflegegeldstufe oder ob man eine kognitive Beeinträchtigung hat oder nicht. Also gibt es da auch solche Facetten, ob man als Kind und Jugendlicher persönliche Assistenz bekommt.
Jasna Puskaric [ Ja, da gibt es auch Unterschiede und das ist wieder abhängig von den Bundesländern. Man muss eben unterscheiden zwischen Assistenz, die mit Schule und Bildung und Ausbildung oder Arbeit zu tun hat. Da gibt es in der Richtlinie für persönliche Assistenze am Arbeitsplatz eine seit einem Jahr verbesserte Zugangsvoraussetzung. Nämlich, dass man die persönlicheassistenz in Anspruch nehmen kann, wenn man zum Beispiel einen Grad der Behinderung festgelegt hat oder eine Pflegegeldstufe, das ist die Altregelung, oder aber auch für Menschen mit intellektuellen oder psychischen Beeinträchtigungen oder Behinderungen wäre das auch möglich, wenn eben der Assistenzbedarf nachvollziehbar gemacht werden kann. In der Praxis ist es so, dass wir da noch nicht so viel Erfahrung haben mit dieser sogenannten neuen Zielgruppe der Fördergeberinnen. Dass da auch noch oft probiert wird, mit Jobcoaches zu arbeiten. Allerdings muss ich sagen, dass es wirklich wichtig ist, dass da die Fördergeberinnen auch nachvollziehen können. Ein Jobcoach und eine persönliche Assistenz ist nicht dasselbe. Und in den letzten 20 Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, Immer wenn die Fördergeberinnen eine sogenannte neue Zielgruppe unter dieser eh schon recht kleinen Zielgruppenmensch mit Behinderungen. Für sich gewonnen haben oder erkannt haben, dann haben wir einfach immer ausprobiert. Wir haben individuell geschaut, wer braucht was, wie kann die Assistenz organisiert werden, damit eben diese Zielgruppe mit persönlicher Assistenzen leben kann. Und bei Menschen mit psychischen Behinderungen oder intellektuellen Behinderung, wie es auch manchmal genannt wird oder Lernbehinderungen, ist es nichts anderes. Wir schauen uns die individuelle Lebenssituation an. Wir sprechen mit der Kundin, wie stellen sie sich die Assistenz vor, was muss die Assistentin mitbringen, dass sie sie bestmöglich unterstützen kann und dann läuft das. Das heißt, ich wünsche mir wirklich, dass Fördergeberinnen da etwas offener werden und sich noch individueller die Kundinnen-Situationen anschauen, so wie wir es in unserem selbstbestimmten Leben in der Philosophie von Haus aus machen.
Moderation Was mich interessieren würde ist, Sie haben das vorhin so explizit gesagt, Job Coaching und persönlicher Assistenz nicht dasselbe. Was sind so grundlegende Unterschiede zum Beispiel?
Jasna Puskaric Also ein Jobcoach kann zum Beispiel eine Kundin unterstützen, dass sie gewisse Arbeitsabläufe erlernt. Das heißt, die gehen wirklich miteinander Schritt für Schritt durch. Als erstes ist dieses zu erledigen, dann die zweite Aufgabe und dann kann die dritte Aufgabe auf das zum Beispiel aufbauen. Das ist oft eine typische Tätigkeit eines Jobcoaches. Eine persönliche Assistenz ist keine erklärende Unterstützung, sondern eine persönliche Assistenz ist. Dazu da, um zum Beispiel am Computer etwas zu tippen, wenn die Kundin das selbst nicht kann. Oder mit der Kundin einen Weg finden, wenn eine Kundin in der Orientierung Unterstützung benötigt. Das kann bei blinden und sehbehinderten Menschen genauso sein wie bei Menschen mit Lernbehinderungen. Eine persönliche Assistenz kann schon die Kundinnen, wenn sie das möchte, sie daran erinnern, dass sie noch gewisse Arbeitsabläufe heute erledigen wollte, aber die persönliche Assistenz würde das inhaltlich nicht... Erklären und auch nicht übernehmen für die Kundin, sondern das müsste wie gesagt vorher mit Arbeitsassistenz oder mit dem Jobcoach erarbeitet werden. Und ja, manchmal ist diese Grenze nicht ganz klar und nicht leicht zu ziehen, aber wir haben die Erfahrung gemacht, wenn die Kundinnen mitmacht, wenn der Jobcoache oder die Jobcoaching mitmach und die persönliche Assistenz in Begleitung unserer Peerberatung zum Beispiel. Dann lassen sich ganz tolle Lösungen finden, dass Menschen mit Behinderungen ihren Job behalten können oder überhaupt erst einen Job finden können.
Moderation [00:12:25] Jetzt wollte ich eben eh fragen, wie bewerten Sie eben derzeit die Teilhabechancen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Arbeitsmarkt? Weil ich habe mit einer Expertin von der Uni Wien gesprochen, die sagte, es gibt derzeit große Hürden beim Übergang, vor allem von der Sekundarstufe 1 und der Sekunderstupe 2 für Menschen mit Behinderungen. Wie sehen Sie da die Jobchancen derzeit und was könnte auch persönlich Assistenz bewirken, dass sich die vielleicht auch verbessern?
Jasna Puskaric Ich finde das ist eine wirklich schwierige Frage. Was ich verbessern kann natürlich, das ist, dass wenn Kinder und Jugendliche von klein auf schon das System Persönlich Assistenz kennenlernen, und da spreche ich tatsächlich schon vom Kindergarten, dass sie lernen, da ist immer eine Person, die für mich da ist, die mich unterstützt, so wie es für mich gerade nötig und am besten ist. Dann nehmen sie das mit in die Schule, dann nehmen sie dieses System mit in der Ausbildung. Dann können Sie dieses System automatisch übernehmen in Ihrem Arbeitsbereich. Das Problem ergibt sich ja oft, dass junge Mädchen und Burschen in diese neue Situation jetzt komme ich in eine neue Ausbildungssituation oder in eine Arbeitssituation, aber zusätzlich habe ich auch noch dieses Thema persönlicher Assistenz. Wie leite ich meine Assistentin an? Wie schreibe ich den Dienstplan gemeinsam mit meiner Assistentinnen und und und? Das heißt sie haben eine doppelte und dreifache, ich sage jetzt einmal tatsächlich, Belastungssituation. Zusätzlich zu der Behinderung, die man ja sowieso hat und im Alltag sowieso spürt.
Moderation Sie haben es ja vorhin angesprochen, wirtschaftliche Lage ist in Österreich eher schwierig, sehr schwierig sogar, Sparbedarf ist da, inwiefern kann aber die persönliche Assistenz auch helfen, die Jobchancen zu verbessern. Kann sie das?
Jasna Puskaric Ja, also ohne meine persönliche Assistenz hätte ich meine berufliche Laufbahn so nicht durchleben können. Also ich weiß gar nicht, wie das funktionieren hätte sollen. Das heißt, wir haben ja schon ganz viele Beispiele, wo Menschen mit Behinderungen berufstätig sind. Manche machen Karriere, manche machen einen ganz üblichen Alltagsjob. Und das ist auch in Ordnung so, denn das ist bei Menschen ohne Behinderung ganz genauso. Aber man muss ihnen die Chance dazu geben. Und manche Menschen mit Behinderungen haben die Chancen nur dann, wenn sie in Begleitung einer persönlichen Assistenz zum Arbeitsplatz kommen, zum Ausbildungsplatz kommen. Am Arbeitsplatz den Computer benutzen können oder die Toilette oder die Mittagspause zur Erholung haben können.
Moderation Die WAC-Assistenzgenossenschaft ist Mitglied von dabei Austria. Im März war Jasna Puskaric am Podium des dritten Forums berufliche Teilhabe für Frauen mit Behinderungen zu Gast. Dass das Potential von Frauen mit Behindernem Arbeitsplatz mehr erkannt wird, ist ihr sehr wichtig. Sie beschreibt eingangs die Herausforderungen.
Jasna Puskaric [ Ja, was man natürlich nicht vergessen darf, das ist, dass Frauen und Mädchen, junge Erwachsene mit Behinderungen wirklich ganz oft, unabhängig davon, dass sie eine Behinderung haben, zuhause gewisse Kehrtätigkeiten übernehmen. Also besonders Kundinnen erzählen uns, dass die da eben nicht ausgenommen sind aufgrund ihrer Behinderungs. Die eigenen Eltern werden irgendwann älter und Frauen mit Behindernungen kümmern sich dann um ihre eigenen Eltern. Das heißt Als Frau habe ich eh schon eine gewisse Herausforderung in meinem Leben gleichberechtigt, behandelt zu werden. Mit einer Behinderung habe ich dann noch einmal eine Herausforderung mehr und wenn ich dann zum Beispiel auch noch Kehrtätigkeiten übernehme, die, wie wir alle wissen, mehr im Frauenbereich sind als im Männerbereich angesiedelt, dann habe ich natürlich noch einmal einen, ich sage einmal eine Anstrengung mehr, um mich beruflich weiterzubilden oder auch beruflich Karriere machen zu können. Und persönliche Assistenz kann dann natürlich unterstützen, weil die persönliche Assistenz die Kundin am Arbeitsplatz, im Ausbildungsplatz so weit unterstützen kann, dass sie dort wenigstens eine Erleichterung verspürt, aber trotzdem ist dieses Thema der ungleich aufgeteilten Kehrtätigkeiten etwas, was persönliche Assistenzen natürlich nicht ausradieren kann. Das ist etwas, da muss sich die Gesellschaft darum kümmern.
Moderation Viele Frauen mit Behinderung, generell viele Frauen, arbeiten in Teilzeit. Müsste man dann nicht auch dafür sorgen, dass Teilzeitbeschäftigungen so bezahlt werden, dass Menschen auch dann tatsächlich davon leben können, die ja, wie wir gerade festgestellt haben, mehr als die reine Erwerbsarbeit haben.
Jasna Puskaric Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Früher war es ja so, dass sich der Arbeitsmarkt gefreut hat mit Teilzeitangeboten, Frauen in den Arbeitsmarkt zu bekommen und auch natürlich behinderte Frauen. Jetzt ist es allerdings so, das die Entwicklung gezeigt hat, ist einmal eine Frau Teilzeit beschäftigt, kommt sie kaum darüber hinaus. Also Frauen bleiben einfach öfter in der Teilzeitbeschäftigung stecken als Männer. Das hat eben viele Gründe, allerdings kann man da auch unterschiedlich ansetzen. Man kann halt eben probieren, mehr Frauen die Vollzeitbeschäftigung zu ermöglichen, indem zum Beispiel Kindergartenplätze geschaffen werden, indem zum beispiel diese Kehrarbeit auf bezahlte Füße gestellt wird und nicht ehrenamtlich übernommen werden muss. Aber natürlich kann man sich auch den anderen Weg überlegen, nämlich für jene Frauen, die es aufgrund unterschiedlicher vielleicht auch körperlicher Gegebenheiten nicht schaffen, Vollzeit tätig zu sein, ihnen die Teilzeitbeschäftigung so zu entlohnen, dass sie davon leben können. Dass sie davon unabhängig von Partnerinnen oder Familienangehörigen leben können, also gewisse Zahlungen, Zusatzzahlungen oder Ausgleichszahlungen wären da natürlich auch eine Möglichkeit.
Moderation [Zurück zu Jasna Puskaric Lebenslauf. Sie hat nach der Matura begonnen Dolmetsch zu studieren, später Juss. Aber sie merkte zusehends, das Studentenleben sagt ihr nicht zu. Auch weil die Infrastruktur so ganz und gar nicht barrierefrei war. Sie absolvierte einen integrativen Journalismuslehrgang, wie es damals noch hieß, und gestaltete Radio- und Printbeiträge. Eine Teilnehmerin in ihrer Ausbildung war Dorothea Broszek, eine Vorkämpferin der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung und Mitbegründerin der Wack-Assistenzgenossenschaft. Dort fand Jasna Buskaric ihr berufliches Zuhause. Unser Gespräch dreht sich nun auch um die Themen persönlicher Assistenz in der Lehre und in der Schule.
Jasna Puskaric Ich habe dann auch, nachdem ja die Wack ganz frisch und ganz jung war, wirklich so das gesamte Wachstum mitbekommen und auch mit fördern können. Ich war dabei, wenn wir neue Abteilungen gegründet haben, wenn neue Mitarbeiterinnen eingeschult haben und letztendlich eben im Dezember 2017 wurde ich dann gemeinsam mit Roswita Schachinger und Christoph Dirnbacher in den Vorstand gewählt. Gewählt ist mir auch deswegen wichtig, dass ich das dazu sage. Wir sind eine gemeinnützige Genossenschaft. Bei uns sind nur Menschen mit Behinderungen Genossenschafterinnen und dadurch bestimmen sie, in welche Richtung sich die WAC entwickelt. Und sie bestimmen das in der Generalversammlung, indem sie den Aufsichtsrat und den Vorstand wählen. Und das bedeutet, ich habe da schon ein gewisses Vertrauen von unseren Genossenschaffterinnen zuerkannt bekommen, als ich diese Position gewählt wurde.
Moderation Wie viele persönliche Assistentinnen haben Sie im Team?
Jasna Puskaric Ich habe derzeit ein Team von sieben bis acht persönlichen Assistentinnen. Ich kenne auch Situationen, wo ich mit drei bis fünf Assistenten gearbeitet habe. Also insbesondere die Zeit nach Corona war, was Personalsuche betraf, schon eine sehr herausfordernde Zeit. Mittlerweile hat sich das Gott sei Dank wieder ein bisschen verbessert. Aber auch ich habe natürlich einen gewissen Wechsel in meinem Assistenzteam, dass viele Kundinnen sich erkennen. Die wenigsten Assistenbeziehungen halten wirklich. Über viele, viele Jahre. Das durfte ich auch Gott sei Dank schon miterleben und habe auch eine Mitarbeiterin, die jetzt schon sieben Jahre dabei ist. Aber persönliche Assistenz habe ich so auch erkannt als einen Job, der wirklich gut ist, dass Menschen im sozialen Bereich hineinschauen können, Erfahrungen sammeln, neue Lebensrealitäten kennenlernen, wo man wirklich in einer eins zu eins Arbeitsbeziehung sich teilweise auch wirklich sehr gut kennenlernt. Es ist ja natürlich auch eine sehr herausfordernde Arbeit. Persönliche Assistentinnen begleiten Menschen mit Behinderungen im gesamten Alltag. Und das ist nicht immer nur einfach. Das ist natürlich auch herausfordernd, wo man gemeinsam vielleicht eine Lösung finden muss, wenn die barrierefreie Toilette versperrt ist und auf Schlüssel nicht zu finden ist. Oder wenn tatsächlich ein öffentliches Verkehrsmittel ausfällt und man sich dann überlegen muss, so wie kommen wir jetzt nach Hause? Also es gibt schon auch lustige, aber auch schwierige Situationen.
Moderation Also was sind jetzt so die Aufgaben zum Beispiel am Arbeitsplatz, die persönliche Assistenten übernehmen?
Jasna Puskaric Typische Aufgaben bei mir sind es tatsächlich, dass ich mobil sein kann. Ich habe doch immer wieder Termine außerhalb des Büros, außerhalb von Homeoffice. Das heißt mein Auto lenken, mich unterstützen, dass ich da einsteigen kann, Jacke an ausziehen, Laptop herrichten, Dinge kopieren, mich unterstützen, das ich Essen finde, Essen kann, ein Glas Wasser zum Mund führen. Also wirklich sehr viele kleine Tätigkeiten. Die manche Menschen im Alltag einfach so schnell ohne darüber nachdenken machen. Das sind aber teilweise Tätigkeiten, die ich anleiten muss, wo ich sagen muss, bitte kratzen sie mich am Kopf vorne links, weil ich selbst einfach nicht schaffe. Und auch das ist wieder mitzudenken, wen lasse ich dann als Kundin in mein Leben, mit wem kann ich mir das gut vorstellen? Auch wenn es eine arbeitsplatzspezifische Situation ist, machen bei mir und bei vielen anderen Menschen. Persönliche Assistentinnen trotzdem sehr intime Dinge, also miteinander essen gehen und vielleicht das Essen geschnitten zu bekommen oder das Essen zum Mund geführt zu bekommen, das ist schon etwas sehr nahegehendes. Da will man sehr genau wissen, wer unterstützt einen da und auch die Persönlicher Assistentin muss die Möglichkeit haben, zu entscheiden, möchte ich diese Person so nahegehen unterstützen. In der WAC ist es eben ganz üblich, dass sowohl Kundin als auch Persönlich Assistenz Bewerberin sich ausmachen, wollen wir zusammenarbeiten oder nicht. Also wir mischen uns da nicht ein. Wir stellen quasi potenzielle Bewerberinnen vor, aber die Entscheidung trifft immer die Kundin und die Bewerperin selbst.
Moderation Was mich interessiert hätte, wenn ich jetzt als Familie ein Kind mit Behinderung habe und überlege, ob eine Schulassistenz oder dann auch zum Übergang Schule, Beruf möglich wäre, kann man sich dann die Waag wenden, wo kann man Informationen bekommen?
Jasna Puskaric Also wir informieren zu dem Thema Finanzierung der persönlichen Assistenz, welcher Fördergeber ist zuständig. Wir unterstützen bei der Antragsstellung, teilweise stellen wir auch die Anträge im Auftrag der Kundinnen. Wir beraten bei der Assistenzzuche, bei derassistenzorganisation, beim Dienstplanschreiben zum Beispiel, überall dort, wo die Kundinnen oder die Eltern der KundInnen uns als Unterstützung haben wollen. Inhaltliche, fachliche Unterstützung im Sinne von Wo denn bin ich gut als Schülerin? In welche Richtung möchte ich gehen? Das ist eher nicht unser Teil. Da gibt es andere Angebote.
Moderation Und wie schaut es auch aus? Es gibt ja die persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, das haben wir auch gesagt. Aber wie ist das zum Beispiel, wenn ich dabei bin, einen Arbeitsplatz zu erlangen? Also wenn ich zum Beispiel zum Vorstellungsgespräch jemanden brauche oder zum Bewerbung schreiben, gibt es da auch die Möglichkeit, persönlich Assistenze zu beauftragen oder zu beantragen, besser gesagt.
Jasna Puskaric Ja, auch da gibt es die Möglichkeit der Förderung, die Richtlinie gibt es ja. Nämlich für die Arbeitssuche, das ist ganz genau diese Beispiele, die Sie genannt haben. Also für blinde, sehbehinderte Kundinnen ist oft ein Thema, ich habe jetzt meinen Lebenslauf geschrieben und ich möchte, dass meine Assistentin sich das optisch anschaut, ist das alles linksbündig, sieht das gut aus zum Beispiel. Für Kundinnen mit körperlichen Behinderungen kann das sein, ich brauche Unterstützung beim Kuvertieren. Der Briefe, damit ich die mal wegschicken kann oder Begleitung zur Post, ganz klassisch. Es kann aber natürlich auch sein, dass jemand sagt, ich habe jetzt tatsächlich ein Vorstellungsgespräch, einen Termin und ich brauche Begleitungen von zu Hause, damit die dort hinkommen. Also wenn ich mich daran erinnere, als ich auf Jobsuche war, mich ja meine Eltern dahin begleitet. Wenn man als junger Erwachsene auf Jobsucher ist, möchte man nicht unbedingt, dass die Mutter oder Vater oder vielleicht andere Angehörige. Einen zu etwas so wichtigem wie einem Vorstellungsgespräch begleiten und heute ist es eben möglich mit persönlicher Assistenz am Arbeitsplatz. Da gibt es allerdings schon auch Einschränkungen, zum Beispiel, dass man die Assistenz dann für ein Jahr Arbeitssuche bewilligt bekommt. Darüber hinaus ist das in der Richtlinie nicht vorgesehen, es gibt immer wieder Ausnahmesituationen, aber da gibt es eben eine Grenze, die wir natürlich nicht finden als Interessensvertretung. Wir kämpfen natürlich dafür, dass eine behinderte Person auch länger als ein Jahr die Assistenz in Anspruch nehmen kann, wenn sie arbeitssuchend ist, aber derzeit ist es in der Richtlinie ebenso.
Moderation Hat sich sonst irgendetwas drastisch verändert in der Richtlinie, was Sie erwähnen möchten.
Jasna Puskaric Drastisch verändert nicht, aber Gott sei Dank sind geringfügige Beschäftigungen auch möglich. Leider wieder mit der Einschränkung von bis zu einem Jahr. Manchen Kundinnen hilft das, weil sie die geringführige Beschäftigung annehmen, dass Unternehmen die Kundin kennenlernt, die Kundinnen das Unternehmen kennenlernt, die Kundin auch herausfindet, was schaffe ich körperlich, was ich so in meinem Alltag, energiemäßig auch. Ist es geringflügig oder schaffe dann vielleicht doch auch mehr? Das heißt, bei manchen Kundinnen ermöglicht sich tatsächlich eine Beschäftigung im Sinne der Teilzeit, nach der Geringfügigkeit oder auch Vollzeit. Aber bei einigen behinderten Menschen wäre es tatsächlich ganz dringend notwendig, dass sie schon länger als ein Jahr dauerhaft geringfüggig tätig bleiben dürfen und die Assistenz trotzdem in Anspruch nehmen, weil es einfach die körperliche Situation, die Alltagssituation nicht zulässt. Dass sie mehr als geringfügig arbeiten. Da arbeiten wir natürlich auch dran und versuchen den Fördergeber in diese Richtung zu bewegen, derzeit dieses eben in der Richtlinie mit dem einen Jahr beschränkt. Prinzipiell für eine Lehre ist die persönliche Assistenz am Arbeitsplatz schon gedacht, sowohl für die Berufsschule, also wenn ich die Bank drücken muss und dort Theorie lerne, als auch für die Praxisbereiche. Das gibt die Richtlinien tatsächlich her.
Moderation Glauben Sie, dass viele Eltern auch Bescheid wissen, dass es diese Möglichkeit gibt der persönlichen Assistenz oder muss das noch mehr publik werden? Weil ich habe es schon oft gehört im Arbeitskontext, aber bei jüngeren Menschen, also die jetzt gerade quasi am Weg zur Arbeit sind, habe ich es weniger gehört.
Jasna Puskaric Ja, wir versuchen natürlich auch, junge Menschen zu informieren und zu erreichen. Wir machen das, indem wir zum Beispiel auf der BEST, der Studienmesse und Berufsausbildungsmesse unterwegs sind. Da erwischen wir auch immer wieder junge Leute und können sie darüber informieren, was angeboten werden kann. Ich freue mich natürlich auch über so Interviews wie das heutige, wo ich hoffe, dass ganz viele Eltern und junge Erwachsene und auch Jugendliche das hören und dann vielleicht auch weiter erzählen. Wenn sie selbst gerade nicht betrifft, aber wenn sie in der Klasse eine Mitschülerin haben, die eine Behinderung hat und die gerade am Überlegen ist, wie tue ich dann weiter? Was wir auch gemerkt haben, das ist diese Mundpropaganda, das einfach ganz wichtig. Also wenn einmal jemand in einer Schule persönliche Assistenz in der Schule in Anspruch nimmt und dann vielleicht ein, zwei Jahre später wieder eine behinderte Schülerin in die Schule kommt, dann erzählen die sich das natürlich untereinander und so kommen auch einige Personen. Zu dieser Dienstleistung oder zu dieser Information. Aber ja, ich würde mir natürlich wünschen, dass alle Kinder, alle Jugendliche, alle Eltern möglichst zeitnah informiert werden, dass es diese Optionen gibt.
Moderation [Aber müssten, Ihrer Meinung nach, die Förderungen für persönliche Assistenz, wenn wir jetzt in unserem Bereich Ostregion sind, wir haben ja gehört, Österreich-Fleckerlteppich, müssten die ausgebaut werden, also müsste man da auch darauf schauen, dass im Gegenteil nicht gespart wird.
Jasna Puskaric Ja absolut, also wenn es um Menschenrechte geht, dann darf nicht gespart werden. Wir haben Bundesländer im Osten, ich nenne jetzt Niederösterreich, die einen Zugang zur persönlichen Assistenz ab der Pflegegeldstufe 5 ermöglichen. Das ist wirklich eine der schlechtesten Regelungen, die wir in Österreich haben. Das heißt, alle Sehbehinderten und blinden Menschen sind automatisch rausgenommen. Alle Menschen mit Lernbehinderungen, psychischen Beeinträchtigungen. Sind automatisch rausgenommen. Wir haben im Burgenland die Möglichkeit, dass eben das Burgen- land zum Pilotprojekt dazugekommen ist. Im Burgen land sieht das natürlich mit der Zielgruppe sehr viel besser aus. Da sind alle Menschen mit Behinderungen inkludiert in der Ziel-gruppe. Und in Wien haben wir leider auch das Problem, dass die Richtlinie Menschen mit Lernbehinderungen rausnimmt. Sogar Menschen, die die sogenannte Selbstverwaltungsfähigkeit nicht haben. Die werden auch rausgenommen. Wer entscheidet, wer selbstverwaltungsfähig ist und wer nicht, ist sicher jetzt die nächste Frage. Das entscheidet der Fördergeber. Und dementsprechend können Sie sehr genau lenken, in welche Richtung die Leistung angeboten wird oder in welche Richtung weniger.
Moderation Sie haben vorhin gesagt, ich wünsche mir, nein, ich fordere, es ist ja auch ein Menschenrecht. Daher möchte ich abschließend fragen, was sind denn nicht Ihre Wünsche für die Zukunft, sondern was sind Ihre Forderungen für die Zukunft, damit möglichst viele Menschen mit Behinderung persönlicher Assistenz in ihrem Leben haben können.
Jasna Puskaric Meine persönliche Forderung und auch die der WAG-Assistenzgenossenschaft seit es die WAG gibt, ist jene, dass alle Menschen mit Behinderungen Anspruch auf persönliche Assistenz haben, persönliche Asistenz bedarfsgerecht, bundeseinheitlich zur Verfügung gestellt bekommen, dass die Finanzierungen so gestaltet sind, dass persönlicheassistentinnen in angestellten Verhältnissen beschäftigt werden und nicht in irgendwelchen unsicheren. Rechtlich unklaren Arbeitsverhältnissen. Es geht darum, dass unabhängig vom Alter der behinderten Person die Assistenz in Anspruch genommen werden kann, unabhengig vom Einkommen und auch unabhehngig vom Vermögen. Und im besten Fall gibt es natürlich einen Rechtsanspruch, damit das eingeklagt werden kann dort wo es nicht bedarfsgerecht zum Beispiel bewilligt wird. Das sind meine Forderungen und das sind die Bereiche, wo die WAG eben schon seit über 20 Jahren hinarbeitet.
Moderation Vielen herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Puskaric. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Danke für das Interview und die Einladung. Im zweiten Teil dieser Podcast-Folge möchte ich Ihnen Bildungsforscherin Helga Fasching vorstellen. Sie war bei den dabei Austria-AFFIT-Fachtagen im Mai zu Gast und kennt die Praxis gut. Früher war sie in Kärnten bei OTAG als Arbeitsassistentin tätig. Heute arbeitet sie am Institut für Bildungswissenschaften und forscht dazu, wie Übergänge etwa von der Schule in den Beruf für junge Menschen mit Behinderungen gelingen könnten. Dabei zeigt sie, wie wichtig gute Zusammenarbeit ist, zwischen Schule, Unterstützungsangeboten und den Jungen.
Helga FaschingSelbst. Ich habe in Klankfurt studiert an der Universität Pädagogik und Bildungswissenschaftliche Psychologie und bin dann direkt von der Uni in das Arbeitsassistenzprojekt gekommen von OTAK und habe dort mit Jugendlichen gearbeitet und habe eine Bezirksstelle aufgebaut und diese geleitet. Ja und das war meine Arbeit mit den Jugendlichen. Davor hatte ich bereits mit Jugendliche gearbeitet. Im Rahmen der psychiatrischen Nachbetreuung und auch im Rahmen der psychosozialen Jugendarbeit. Das heißt, Jugendliche waren immer schon eine mir wichtige Gruppe. Ich mag die Jugendlichen, ich arbeite gern mit den Jugendlichen.
Moderation Und warum denn in die Forschung, also von der Praxis quasi wieder in die Forschung?
Helga Fasching Ich habe mich auch immer für das Wissenschaftliche interessiert. Ich habe schon eine Masterarbeit, die ich zu multikulturelles England geschrieben habe, habe ich eine Publikation gemacht. Ich habe im Rahmen der Arbeitsassistenz auch Applikationen verfasst. Da ist auch neben der Praxisarbeit, ist auch die wissenschaftliche Arbeit für mich da auch ein großes.
Moderation Herzstück. Und wieso arbeiten Sie so gerne mit Jugendlichen? Warum sagen Sie, das ist so spannend auch mir anzuschauen, wie es denen geht am Übergang Schule Beruf?
Helga Fasching Die Jugendphase ist eine sehr herausfordernde Phase, da ist so viel möglich. Wenn Jugendliche wollen, können sie so viele Türen sich selbst aufmachen, aber auch mit der Unterstützung anderer. Also ich finde Jugendliche, die bringen was Positives mit, auch sie haben das Leben vor sich, sie lachen, ja es macht mir Spaß.
Moderation Jetzt arbeiten Sie auch mit Studierenden und erforschen auch so die Übergänge. Was sind denn so die Herausforderungen, vor denen Jugendliche stehen? Weil Sie haben gesagt im Vortrag, gerade nach der Pflichtschule wird das sehr, sehr schwierig. Also was sind so die großen Hürden, auf die die Jugendlichen treffen?
Helga Fasching Die großen Hürden sind ja ganz stark auch strukturell bedingt, dass es für viele Jugendliche nicht möglich ist, weiterzugehen in Bildung, Ausbildung, Beschäftigung, weil vielleicht auch Qualifikationen fehlen, weil sie den Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt auch nicht erhalten, weil es zu wenig Unterstützung gibt, vielleicht seitens der Familie, ja und weil natürlich auch ein großes Fragezeichen. Immer auch in der Jugendphase impliziert ist, wie soll es weitergehen. Einerseits haben wir strukturell bedingt ganz viele Risiken für Jugendliche, aber andererseits ist mittlerweile die Jugendphase eine Phase, wo alles möglich ist geworden. Auch mit der Individualisierung des Lebenslaufes. Ich bin als Jugendliche Gestalterin meines Lebenslaufs. Und es gibt eine Vielzahl Breite an Möglichkeiten auch und sich hier zu orientieren ist auch nicht immer so.
Moderation Ich habe diese Bildungslandkarte gesehen. Welche Gruppen tun sich denn am schwersten? Sie haben gesagt, der Arbeitsmarkt ist sehr geschlossen. Welche Truppen tun sie am schwerste?
Helga Fasching Die meisten tun sich diese Menschen, die die Pflichtschule in segregativen Systemen absolviert haben, sprich Sonderschule, die Pflichschule abschließen mit einem geringen Bildungsabschluss, weil der Arbeitsmarkt immer mehr eben auch an hoher Bildung und Qualifikation orientiert ist. Und ich würde sagen, am schwersten haben es Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und diese Gruppe. Vor allem der Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist in den letzten Jahren auch ziemlich angestiegen und Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen von Behinderungen machen.
Moderation Ich habe in letzter Zeit recherchiert zu dem Thema Bildung, inklusive Bildung auch, also vor allem in der Primarstufe, und da haben ja viele Leute erzählt, ab der Sekundarstube wird das auch schon schwieriger, dass es zum Beispiel in Richtung inklusive Klassen geht. Was haben Sie denn bei diesen Übergängen beobachtet?
Helga Fasching Ja, der Übergang von der Sekundarstufe I und Sekundarschufe II, sprich in die weitere Bildung, ist ein Übergangs, der sehr schwer zu bewältigen ist für Menschen mit Behinderungen. Ausgeschlossen sind nach wie vor Menschen mit Lernschwierigkeiten, weil es für die gar nicht möglich ist, außer es gibt ein paar Pilotprojekte, Vorzeigeprojekte auf Sekundarrstupe II Bildung zu erfahren. Leichtesten ist es für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen, den Übergang von Sekundarstufe 1 und Sekundarschleife 2 zu schaffen. Aber auch hier sehen wir, dass es nicht einfach ist. Das heißt, auf Sekundarrstupe 2 basiert Inklusion nach wie vor kaum.
Moderation Was mich auch interessieren würde, ein anderer Übergang könnte ja sein, wir haben auch kurz angeschnitten nur das Thema Werkstätten, wo Menschen mit Behinderungen arbeiten, in den ersten Arbeitsmarkt. Gibt es da Übergänge oder sind die flüssig genug, was würden Sie dazu gerne sagen?
Helga Fasching Der Übergang von der Werkstätte in den ersten Arbeitsmarkt ist sehr schwer zu erreichen, weil bin ich mal in der Werkstäte, wäre in seltenen Fällen motiviert von anderen Personen den Übergangs in die erste Arbeitswelt zu machen. Es werden wenig Praktika angeboten und auch die Personen, die im geschützten Bereich arbeiten. Haben vielleicht selbst nicht die Motivation, den Übergang zu wechseln, weil sie vielleicht nicht die Erfahrung haben. Das heißt, es bräuchte viele, viele Praktika für Menschen, die in den Werkstätten arbeiten, um mal unterschiedliche Arbeitswelten kennenzulernen, Arbeitsmärkte kennenzulernen, um dann letztendlich selbst entscheiden zu können, wo möchte ich arbeiten?
Moderation Vor allem, es gibt ja auch, glaube ich, das Problem dieses, wenn man dann doch wieder zurückkommen möchte, ist dann der Platz auch wieder weg. Also diese Durchlässigkeit, glaube, ich, gibt es relativ wenig. Durchläßigkeiten sind schwer möglich zwischen den verschiedenen Arbeitsmärkten. Was würden Sie sich denn wünschen, oder wünscht man sich als Bildungswissenschaftlerin nicht, sondern forscht er mehr?
Helga Fasching Ja, ich forsche, aber ich forsch natürlich zu diesen Themen und natürlich habe ich Wünsche, was die Lebenswelt der Menschen mit Behinderungen anbelangt. Ich wünsche mir natürlich eine inklusive Gesellschaft, wo eben Arbeit und Bildung inklusiv erfolgen kann. Und ich würde mir vor allem für Menschen mit Behindernis wünschen, im Übergang, dass sie ins Zentrum gerückt werden, dass sie gefragt werden, wohin möchten sie gehen, zu sehen. An ihren Bildungsübergang im Aktiv sich beteiligen können und auch die Entscheidung dafür treffen können. Das heißt, partizipative Kooperation, die Einbeziehung von jungen Menschen in die Übergangsgestaltung ist ein ganz, ganz wichtiges, wesentliches Thema. Weil dann können die Menschen mit Behinderungen, die jungen Menschen mitentscheiden, wo sie ihre Zukunft gestalten können. Und ich habe auch Forschungen gemacht zu Menschen in der Werkstätte. Insbesondere auch zu Frauen mit Lernschwierigkeiten in der Werkstätte, die zu mir gesagt haben ja ich bin hier schon viele Jahre, aber eigentlich weiß ich gar nicht weshalb ich hier bin. Es wurde der Übergang über mich entschieden.
Moderation Letzte Frage noch, Sie haben auch über die Eltern gesprochen. Wie nimmt man oder soll man die Familien auch an Bord nehmen? Weil es soll ja darum gehen, dass die Jugendlichen selbst die Entscheidung treffen, wohin wollen sie gehen. Inwiefern macht es Sinn, auch die Eltern mit an Bord zu holen?
Helga Fasching Sind wichtig, auch wenn es um den Jugendlichen geht, um die selbstbestimmte Gestaltung, um Die Zukunft der Jugendlichen. Ja, die Jugendlichen und die Eltern gehören natürlich auch zusammen, weil Eltern kennen ihre Jugendlichen, Kinder. Den Eltern sind, so hoffe ich, auch ihre Kinder wichtig und möchte natürlich auch mitdenken dürfen, wohin soll der Weg meines Kindes gehen und was darf ich als Eltern auch in Unterstützung ihm? Anbieten im Übergang. Eltern sind eine sehr, sehr wichtige Ressource und wenn es um professionelle Fachkräfte geht im Übergang, ist es natürlich auch für die wichtig, die Eltern, die Familien, die Lebenswelt der jungen Menschen zu kennen, weil im Sinne einer Lebensweltorientierung kann ich da natürlich auch besser die Jugendlichen unterstützen. Vielen Dank. Danke.
Moderation Das war dabei seinem Arbeitsleben, Chancen für alle. Den Podcast gibt es auf allen gängigen Podcast-Plattformen zu hören. Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, empfehlen Sie den Podcast doch bitte weiter an Freunde, Freundinnen, Kollegen, Kolleginnen und allen, denen Inklusion am Herzen liegt. Abonnieren Sie uns, damit Sie keine Folge verpassen und lassen Sie uns gerne Feedback da. Auf Wiederhören und bis zum nächsten Mal. Sagt Sandra Knopp.