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Maynat Kurbanova: "Von den sozialen Medien alleine wird man nicht extremistisch"

Episode Summary

In dieser Folge spricht Maynat Kurbanova über den Unterschied zwischen Extremismus und Radikalismus, über den Einfluss von sozialen Medien - wie TikTok und wie sich Gespräche auf Augenhöhe mit jungen Menschen führen lassen. Außerdem geht es um ihr Projekt "Häfnausblicke" und eine ganz besondere Schreibwerkstatt.

Episode Notes

Meine Gesprächspartnerin in dieser Episode ist eine Frau, die regelmäßig in Gefängnissen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen spricht und eine Schreibwerkstatt mitinitiiert hat. Sie ist mit Workshops zu Demokratie und Extremismusprävention an Schulen unterwegs und ihr ist es wichtig Gespräche zu führen, um den anderen auch ein Stück weit zu verstehen. Maynat Kurbanova sagt: 

"Von den sozialen Medien alleine wird man nicht extremistisch. Die liefern gewisse Inhalte, ein gewisses Weltbild. Selbst wenn ich mich auf TikTok radikalisiere und diese Inhalten inhaliere und so weit in meinem in meinem Weltbild bin, trotzdem brauche ich offline dann Verbündete, offline Menschen, die diese Weltbilder dann auch diese Einstellungen teilen, wo ich mich austauschen kann." 

Mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen, gehört für sie als Journalistin lange zum Berufsalltag von Maynat Kurbanova. Geboren wurde sie in Grosny, der Hauptstadt Tschetscheniens. Sie arbeitete nach dem Studium für verschiedene russische Medien – und war seit Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges im Jahr 1999 Korrespondentin der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta. 2004 ging sie ins Exil – zunächst nach Deutschland -  wegen ihrer kritischen Berichte musste sie das Land verlassen. Seit 2010 lebt sie in Wien. 

Kurbanova:  Also ich habe über Kriege geschrieben. Nachdem ich nach Österreich gekommen bin, habe ich auch Islamische Religionspädagogik studiert an der Uni Wien, habe mich immer mit dem Thema Islam und Extremismus befasst, weil dort wo Kriege sind. Oder große gesellschaftliche Krisen, da kommt es in der Regel auch zur Radikalisierung der Teile der Gesellschaft und das bricht die Gesellschaften auch und das hat mich immer interessiert. Dann war die Zeit des IS, des Krieges in Syrien und Irak und das Phänomen, dass viele junge Menschen, überwiegend waren das junge Menschen natürlich nicht nur. Nach Syrien gegangen sind und sich den IS oder anderen kämpfenden Gruppierungen anschließen wollten und diese Frage hat mich auch sehr interessiert, was ist die Anziehungskraft der Brutalität. 

In dieser Folge geht es um den Unterschied zwischen Extremismus und Radikalismus, um den Einfluss von sozialen Medien - wie TikTok und wie sich Gespräche auf Augenhöhe mit jungen Menschen führen lassen. 

 dabei-austria.at 

zur Website: Maynat Kurbanova – Trainerin 

Bücher zu Radikalismus und Extremismus: 

Eşim Karakuyu, Christopher Glanzl, Fabian Reicher, Die Alternative Held:innenreise - Digital Storytelling von Unten,  mandelbaum Verlag 2025 

Edith Meinhart, Cop und Che. Wie ein Tschetschene und ein Polizist zu TikTok-Stars wurden, mandelbaum Verlag 2024 

Fabian Reicher, Die Wütenden: Warum wir im Umgang mit dschihadistischem Terror radikal umdenken müssen, Westend 2022 

Julia Ebner, Radikalisierungsmaschinen: Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren, Suhrkamp nova 2019